Im Interview mit Frauenärztin Frau Dr. med. Zimmermann Picht - Teil 1
Schön dass du heute den Weg zu uns und Natural Self gefunden hast! Bevor wir in die Tiefe gehen, würde ich mich sehr freuen, wenn du ein wenig über deinen persönlichen Werdegang erzählst: Was hat dich zum Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe geführt?
Hallo liebe Laura. Zunächst einmal ganz herzlichen Dank für die Einladung zu dem heutigen Interview, zumal ich mich sehr freue, dass du du mich dafür ausgewählt hast.
Mein praktisches Jahr im Rahmen meines Studiums war sicherlich leitgebend für meine Entscheidung, im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe als Ärztin tätig sein zu wollen.
Ich hatte mich bewusst für ein Trimester in dem Bereich entschieden. Dort durfte ich eine sehr schöne Mischung aus einem jungen und alten sowie gesunden und kranken Patientenklientel erfahren.
Wusstest du schon immer, dass Dich Dein Weg in die Frauenheilkunde führen wird oder hat sich das erst im Laufe des Studiums ergeben?
Was ich im Rahmen des Studiums bereit wusste, war, dass ich im operativen Bereich tätig sein möchte und das ich nicht nur mittels konservativer Medizin mit Menschen umgehen wollte, mit Tabletteneinnahmen zum Beispiel. Deshalb war ich mir zunächst sicher, dass die operative Tätigkeit die Richtige sei.
Bereits vor meinem Medizinstudium absolvierte ich eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und meine Doktorarbeit fand ebenfalls im orthopädischen Bereich statt, was meine Meinung festigte, dass dieser Fachbereich der richtige sei. Im Rahmen meines damals aufkommenden Kinderwunsches ergab sich dann meine Umorientierung in den Bereich der Frauenheilkunde. Ich sah eine Kliniktätigkeit im Zusammenhang mit meinem damaligen Kinderwunsch als schwierig kombinierbar an.
Im Rahmen meines praktischen Jahres habe ich dann die Erfahrung machen dürfen, dass mir die Frauenheilkunde und Geburtshilfe ein breites Spektrum an dem ermöglicht, was mir bereits zum damaligen Zeitpunkt sehr am Herzen lag.
Du hast gesagt, dass du nicht bloß den konservativen Medizinstil, mit Tablettengabe etc., haben wolltest. Mit anderen Worten heißt das, dass der ganzheitliche Aspekt des Menschen für Dich eine sehr große Rolle spielt. Inwieweit ist der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit für dich und deine Arbeit als Frauenärztin wichtig?
Der Ganzheitliche Aspekt nimmt für mich, je älter ich werde, immer mehr an Bedeutung zu. Gerade in der Frauenheilkunde darf ich das ganz extrem erfahren. Vor allem Frauen, die sich viel mehr den psychischen Themen öffnen, Themen im Hinblick auf Beruf, Umfeld und Beziehungen, zeigt sich immer mehr, dass viele ihrer Beschwerdebilder ganz sicher anderen Ursprungs und viel mehr auf der ganzheitlichen Ebene zu suchen sind. Deswegen glaube ich, das die Ganzheitlichkeit eine ganz große Rolle spielt.
Das Thema Frau sein bekommt in unserer heutigen Zeit einen immer größeren Stellenwert. Was genau verstehst du unter dieser Thematik?
Ich glaube, dass das für uns als Frauen eine großer Herausforderung darstellt. Auf der einen Seite wollen wir unabhängig sein, wir möchten unsere Frau im Beruf stehen, weswegen wir mittlerweile einen sehr ausgeprägten, männlichen Anteil in uns tragen.
Gleichzeitig möchten wir allerdings Frau sein und unsere Weiblichkeit leben. Die uns geschenkte Fähigkeit des Empfangens, des Empfangs und Schenkens von Liebe steht allerdings kontrovers zu dem, was wir uns täglich abverlangen. Ich glaube, dass die Weiblichkeit und das Frau sein wieder mehr im Vordergrund stehen sollten. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass die Männer der heutigen Zeit mehr das Frau sein, also die sanften und emotionalen Seiten, in sich selber erkennen, damit eine gesunde Mischung für Frauen und Männer daraus resultieren kann.
Wie nimmst du deine Patientinnen im Hinblick auf das Thema Frau Sein wahr?
Das ist von Generation zu Generation unterschiedlich, denke ich. Die alte Generation macht sich darüber weniger Gedanken, da sie mit ihren Aufgaben als Mutter und Ehefrau groß geworden ist. Die Themen der Weiblichkeit und des Frau Seins haben da wenig bis gar keinen Platz gefunden.
Dann kommt die mittlere Generation, zu der ich mich zähle. Wir verlangen uns eine gewisse Härte ab, sehnen uns aber eigentlich wieder mehr nach unserer Weiblichkeit und dem ganzheitlichen Frau sein. Sicherlich ist es an der Stelle schwierig für die Männer dieser Generation zu verstehen, dass wir als Frauen eine gewisse männliche Seite ins uns tragen, gleichzeitig aber unsere Weiblichkeit leben wollen. Das führt sicherlich zu, teils großen, Irritationen.
Die junge Generation hat sehr vieles von der mittleren Generation wahrgenommen und geht dadurch wieder in die Richtung, auf ganzheitlicher Ebene Frau sein und ihre Weiblichkeit leben zu wollen. Hier allerdings auch in der eben genannten Kombination, dass sich die Männer ihre “weichen” Seite erlauben zu sein.
Ich habe den Eindruck, dass es vielen Frauen schwer fällt, sich und ihren Körper anzunehmen. Nimmst du das auch so wahr? Woran könnte das liegen?
Ja, das nehme ich auch so wahr und ich glaube, dass die Werbung einen ganz erheblichen, negativen Einfluss hat auf das Akzeptieren unseres weiblichen Körpers. Wir entsprechen, bedingt durch die Werbung, nicht dem weiblichen Idealbild unserer heutigen Zeit.
Noch dazu möchten wir gerne gefallen, wir leben zu sehr im Außen und orientieren uns zu sehr danach.
Ich glaube, dass wir die Liebe zu uns und unserem Körper zunehmend mehr erfahren können, wenn wir unseren Blick mehr nach innen richten. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass die Außenwelt uns zeigt, dass Veränderungen unseres Körpers und das Annehmen seines Ist-Zustandes wichtig und okay ist. Er ist ein Wunderwerk und kennt kein Idealbild.
Körperakzeptanz hängt sicherlich mit der Liebe zu sich selbst zusammen. Hast du Tipps, wie eine Frau wieder zunehmend mehr zu dieser Annahme und (Körper-)Liebe kommen kann?
Ein entscheidender Aspekt ist sicherlich die Zeit und das zunehmende Alter. Man erlangt zunehmend mehr Gelassenheit, Akzeptanz und Annahme.
Daneben glaube ich, dass wir durch das stärken unseres Körpergefühls zunehmend Liebe zu sich und dem Körper einladen und erfahren können. Beispielsweise indem wir uns mehr dem Yoga, oder sicherlich auch Meditation, widmen. Aber auch andere achtsame, spirituell angelehnte Sportarten können da sehr unterstützend wirken.
In meine Augen haben viele Frauen ein Probleme damit, ein erfülltes Sexualleben genießen zu können und zu ihrem Höhepunkt zu gelangen. Hast Du da einen ähnlichen Eindruck?
Ja, ich nehme das ähnlich wahr. Das Fundament dieser Schwierigkeit wird, meines Erachtens nach, bereits in unserer Kindheit gelegt. Jungs tragen ihre Genitale nach Außen und spielen bereits im Kleinkindesalter damit, sodass er ihn kennen lernt und weiß, was eine Erektion bedeutet.
Das ist bei uns Frauen anders, unter anderem weil wir unsere Klitoris nicht sehen. Als Kindern wird uns vermittelt, dass das eigene Anfassen etwas ist, für das man sich schämen müsste, ganz anders als bei Jungs. Wir lernen keinen liebevollen und gesunden Umgang mit uns und unserem Genital, sodass wir mit diesen Prägungen nur schwer die Möglichkeit erhalten, ein erfülltes Sexualleben sowie das Erleben von Höhepunkten zu erfahren. Voraussetzung dafür ist sicherlich, dass wir unseren eigenen Körper entdecken und verstehen lernen.
Dieses Verständnis und Wissen fehlt vielfach bei Frauen, sodass es nicht selten vorkommt, dass Frauen beispielsweise gar nicht wissen, was Scheide und Schamlippen sind, wo sich die Klitoris befindet und ihr anatomischer Verlauf ist.
Es fehlen sehr viele anatomische Kenntnisse über unseren eigenen Körper, weil wir uns nicht erfahren. Das stellt mit Sicherheit eine große Weiche für ein erfülltes Sexualleben.
Meinst du es würde helfen, wenn man bereits im Kindesalter offener mit den Themen Sexualität und weibliche Geschlechtsorgane umgehen würde?
Ja. Also zum einen glaube ich, ist es wichtig, einem Kind zuzulassen, sich selber zu berühren. Aber ich glaube auch, dass es ganz wichtig ist von Seiten der Eltern und der Schule, ein Kind über ihr Geschlecht und dessen Anatomie aufzuklären. Dazu gehört der physiologischer Aufbau des Genitals und später dann auch zu erklären, wie man zum Höhepunkt kommt und wo der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist.
Ein Großteil ist immer noch der Meinung, sie würden versagen, wenn sie nicht beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt kommen, was im übrigen bei 98% der Frauen nicht der Fall ist. Und die 2%, die beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt kommen, erleben im Endeffekt einen Höhepunkt durch die Stimulation der nach innen führenden Klitoris.
Ich glaube demnach schon, dass eine ausreichende Aufklärung von Seiten der Eltern aber auch von der Schule positiven Beitrag leisten würde für das spätere, erfüllte Sexualleben einer Frau auf ganzheitlicher Ebene.
Inwieweit kann eine gestärkte Beckenbodenmuskulatur das Intimleben beeinflussen?
Speziell wenn die Beckenbodenmuskulatur sehr stark ist, erleben Paare im zusammensein ihrer Intimlebens ein intensiveres Gefühl und die Frau hat zudem ein viel besseres Gespür für ihren Beckenboden .
Das zeigt sich besonders bei Frauen die Kinder zu Welt gebracht haben. Ihre Scheide ist nach der Geburt sehr weit ist und ihre Beckenbodenmuskulatur hat stark an Schlaffheit gewonnen, weswegen sie ihren Partner kaum spüren. Da spielt das Training der Beckenbodenmuskulatur eine große Rolle. Zumal das Beckenbodentraining eine verstärkte Durchblutung mit sich bringt, die wiederum zu einem verbesserten Wahrnehmen und Fühlen des Beckenbodens führt.
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